Zur Theorie hinter der Methode
Die Clownsclub-Methode basiert auf einer theoretischen Ausarbeitung, eingereicht von Nikolaus Roos als Abschlussarbeit (Note: 1,3) im Studienfach der „Erwachsenenbildung“ an der Technischen Universität Kaiserslautern. Die Masterarbeit kann man hier als PDF hier downloaden.

Zusammenfassung der Masterarbeit:
Vor dem Hintergrund biographischer Erfahrungen mit Clownerie habe ich mir zum Ziel gesetzt, mit dieser Masterarbeit Humor als Wertbegriff zu reflektieren sowie ein theoretisch fundiertes Training zu entwerfen, das Clownerie als Methode der Erwachsenenbildung nutzt. Aus dem Modell der wertorientierten Kompetenzentwicklung von John Erpenbeck und Werner Sauter übernehme ich die Domäne der Genusswerte und definiere „Humor“ als solchen. Meine These ist, dass Clownerie als Methode eingesetzt werden kann, um eine am Genusswert des Humors orientierte Kompetenzentwicklung zu ermöglichen. Nach meiner Überzeugung kann es mit Clownerie gelingen, einen Prozess der Wert-Interiorisation in Gang zu bringen und so eine nachhaltige Humororientierung auch im Alltag sowie im Beruf zu fördern.
Humor und Clownerie sind Themen, die in der Erwachsenenbildung bisher wenig Beachtung gefunden haben. Und wenn Humor zu einem pädagogischen Thema gemacht wird, bleibt der Begriff meist schwammig oder er wird mit Idealen aufgeladen, die der empirischen Wirklichkeit nicht gerecht werden. Clownerie und Humor haben in den letzten zwanzig Jahren jedoch erheblich an gesellschaftlicher Relevanz gewonnen. Heute arbeiten professionelle Clowns nicht nur im Zirkus oder auf der Theaterbühne, sondern auch in Krankenhäusern, in Pflegeheimen, Hospizen, auf Unternehmensfeiern, Kongressen, bei Beerdigungen, Hochzeiten, in der Kirche, in Flüchtlingscamps und manches mehr. Auch wurden zahlreiche Clownsschulen gegründet, in denen sich Erwachsene zum Clown ausbilden lassen. Vor diesem Hintergrund ist eine Literatur der professionellen Reflexion der Clownerie entstanden. Ein reflexives Modell der Clownsfigur entwirft der Theaterwissenschaftler Richard Weihe: Der Clown vermag es, auf spielerische Weise einen ganzen Katalog von Gegensätzen zu vereinen, die dem normalen Menschen täglich neue Herausforderungen bescheren. Diese „Paradoxie des Clowns“ äußert sich in sieben Spielformen, die immer wieder zu beobachten sind: Das Grenzspiel, das Generationenspiel, das Körperspiel, das Genderspiel, das Ausbruchspiel, das Sprachspiel sowie das Moralitätsspiel.
Zum Thema Humor gibt es viel Literatur aus verschiedenen Disziplinen. Das Modell von den drei Bereichen der Kreativität von Arthur Koestler überzeugt mich besonders. Er definiert Humor (HAHA) als einen Bereich von Kreativität; die beiden anderen Bereiche sind die Einsicht (AHA) sowie das Staunen (AH…). Die drei Bereiche decken nach Koestler ein Spektrum ab, das zwischen Selbstbehauptung und Selbsttranszendenz changiert. Somit lässt sich Humor, der dem selbstbehauptenden Pol entspricht, als ein Ordner der Selbstorganisation verstehen. Im Erpenbeck’schen Modell übernehmen Werte diese Ordnerfunktion – den Humor definiere ich als einen Genusswert mit „Ästhetik“, „Körper“, „Geist“ und „Freunde“ als Kategorien der Kompetenzentwicklung.
Im Analyseteil der Masterarbeit beschreibe ich Clownerie mit Hilfe des Modells der wertorientierten Kompetenzentwicklung und identifiziere Clownerie-Techniken, die die Wertinteriorisation unterstützen. Als Essenz der Analyse benenne ich vier Ziele, die ein Kompetenztraining mittels Clownerie verfolgen würde. Nachfolgende Tabelle veranschaulicht die Ergebnisse:
| personale Kompetenz | aktivitätsbezogene Kompetenz | fachlich-methodische Kompetenz | sozial-kommunikative Kompetenz |
Entwicklungs-kategorien | Ästhetik | Körper | Geist | Freunde |
Clownerie-Techniken | Neugier, Verletzlichkeit, Selbstbehauptung | Stolpern, Stottern | Staunen, Lust, Vertrauen | Wertschätzung, Beziehungs-angebote |
Trainingsziele | Präsenz | Improvisation | Lebensfreude | Kooperation |
Im Transfer-Kapitel entwerfe ich ein erwachsenenbildnerisches Angebot, bei dem die Teilnehmer lernen sollen, ihren Beruf und Alltag mit mehr Humor zu bewältigen. „Humorfähigkeit“ ist jedoch nicht das eigentliche Trainingsziel, sondern Humor ist die Wertorientierung. Die Ziele sind: Präsenz, Improvisation, Lebensfreude und Kooperation. Sie sind von hoher Relevanz für die Erwachsenenbildung. Zu jedem dieser Themen finden sich zahlreiche Trainingsangebote im Internet, auch an Fachliteratur herrscht kein Mangel. Sowohl für die Persönlichkeitsentwicklung als auch für die Organisationsentwicklung sind diese Ziele von hoher Bedeutung.
Die Struktur des Trainings orientiert sich am Phasenmodell der wertorientierten Kompetenzentwicklung von John Erpenbeck:
- Orientierungsphase: Ins Spielen kommen
- Entscheidungsphase: Sich als Clown zeigen
- Unzufriedenheitsphase: In der Clownsrolle bleiben
- Lösungsphase: Kuratiertes Clownsspiel
- Produktivphase: Improvisation im Clowns-Duo
- Beendigungsphase: Wertschätzung und Reflexion
Für jede Phase beschreibe ich beispielhafte Übungen und erläutere, welche der Ziele damit besonders trainiert werden.
Kann Clownerie als ernst zu nehmende Methode in der Erwachsenenbildung angesehen werden? Diese Frage wird im Fazit bejaht. Außerdem gebe ich einen Ausblick auf weitere Forschungsfragen und postuliere eine hohe Relevanz der Clownsfigur für die Idee eines „integrativen Pluralismus“.